Holztafeln Ema (絵馬) und die Drei Weisen Affen
Woher stammen die Ema?
Ema (絵馬, wörtlich „Bildpferd“) sind kleine rechteckige Holztafeln, die man in fast jedem Shinto- und buddhistischen Tempel in Japan findet. Ihre Geschichte reicht bis in die Antike zurück.
Ursprünglich wurden Pferde den Göttern geopfert, als Symbole der Stärke und göttliche Boten. Mit der Zeit ersetzte man die echten Pferde durch gemalte Darstellungen auf Holztafeln – daher der Name „ema“.
Seit der Heian-Zeit (794–1185) verbreitete sich dieser Brauch in ganz Japan, und die Tafeln wurden nicht nur mit Pferden, sondern auch mit anderen Bildern verziert, die mit der Absicht des Gebets verbunden waren.
Heute kann man ema in Tempeln kaufen (meist für 500–1000 Yen, ca. 3,50–7,00 USD). Gläubige schreiben darauf ihre Wünsche: nach Gesundheit, Erfolg im Studium, Sicherheit der Familie, Glück in der Liebe oder beruflichem Erfolg.
Die fertigen ema werden an speziellen Gestellen bei den Tempeln aufgehängt, damit die Gottheiten die Gebete „lesen“ können.
Wie sehen Ema aus?
Sie haben meist eine rechteckige Form mit einem Giebel, der an das Dach eines Schreins erinnert.
Die Vorderseite ist mit einem Bild verziert — einem Symbol der Gottheit, des Schreins oder einem Schutzmotiv.
Die Rückseite bleibt leer — dort schreiben die Gläubigen ihren Namen, das Datum und ihr Anliegen.
Aufgehängt werden sie an einer Schnur, meist rot, was den schützenden und rituellen Charakter der Tafel betont.
Womit sind Ema verbunden?
Ema-Tafeln sind ein untrennbarer Bestandteil der japanischen Religion – sie verbinden Shintō und Buddhismus in den täglichen Praktiken der Gläubigen.
Shintō-Schreine bieten Ema mit Darstellungen lokaler Gottheiten (Kami), Tierkreiszeichen oder Glückssymbolen an.
Buddhistische Tempel verwenden sie für Gebete um Gesundheit, ein langes Leben oder Schutz vor Krankheiten und Katastrophen.
An manchen Orten sind die Motive sehr lokal – ein Schrein, der Fröschen geweiht ist, verkauft Tafeln mit Fröschen, während Schreine am Meer Ema mit Fischen anbieten.
Das Motiv der Drei Affen auf Ema-Tafeln
Ein besonders interessantes Beispiel sind Ema mit dem Motiv der Drei Affen (三猿, Sambiki Saru) – „nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“.
Dieses Motiv hat seinen Ursprung im japanischen Kōshin-Glauben (庚申信仰), der Elemente des Daoismus, Shintō und Buddhismus verbindet. Man glaubte, dass in der Kōshin-Nacht (alle 60 Tage) drei Geister, die Sanshi, den Körper eines Menschen verlassen, um dem Gott Tentei von seinen Sünden zu berichten. Um dies zu verhindern, wachten die Gläubigen die ganze Nacht, und die Drei Affen wurden zu einem Symbol moralischer Reinheit.
Im Shitennō-ji-Tempel in Osaka gibt es eine spezielle Halle, Sansarudō (三猿堂), die den Drei Affen gewidmet ist; dort kann man auch Ema mit ihrem Bild erwerben.
Auf diesen Tafeln erfüllen die Affen eine Schutzfunktion: Sie sollen Krankheiten und Unglück abwehren und ein langes, friedliches Leben sichern.
Wie sieht ein Ema mit den Drei Affen aus?
Auf der Vorderseite sind die drei Affen dargestellt: 見ざる (mizaru – „nichts Böses sehen“), 聞かざる (kikazaru – „nichts Böses hören“), 言わざる (iwazaru – „nichts Böses sagen“).
Dazu findet sich oft eine Inschrift, die sich auf den Kōshin-Glauben oder den Namen des Schreins bezieht (z. B. 四天王寺庚申堂 – Shitennō-ji Kōshin-dō).
Eine solche Tafel kostet in der Regel etwa 1000 Yen (~7 USD) und ist an Kōshin-Pilgerstätten erhältlich.
Ema als Volkskunst und Sammlerstücke
Ema werden nicht in Massenproduktion hergestellt. Jeder Schrein gibt sie bei lokalen Malern oder Handwerkern in Auftrag, weshalb sie sich im Stil, in der Farbgestaltung und in der Ausführungsqualität unterscheiden. Dadurch gelten Ema auch als eine Form der Volkskunst, und viele Menschen sammeln sie als Souvenirs und Kunstobjekte.
Ema in der Gegenwart
Heute können Ema in vielen Schreinen auch online gekauft oder sogar Wünsche über das Internet übermittelt werden. Ein Priester schreibt das Anliegen auf die Tafel und hängt sie im Namen des Gläubigen auf – eine Praxis, die besonders für Menschen außerhalb Japans gedacht ist.
Ema erscheinen auch in der Popkultur – in Anime, Filmen und Videospielen sieht man häufig Figuren, die während des Neujahrsbesuchs im Schrein (hatsumōde) ihre Wünsche auf die Tafeln schreiben.
Viele Schreine ändern das Design der Ema jedes Jahr entsprechend dem chinesischen Tierkreis. Dadurch kehren Sammler regelmäßig zurück, und die Tafeln werden zu einer Art Kalender der Tradition.
Bedeutung heute
Ema mit den Drei Affen sind etwas Besonderes, da sie eine weitverbreitete Opferpraxis mit einem der bekanntesten Symbole Japans verbinden.
Gläubige schreiben darauf ihre Wünsche nach Gesundheit, Schutz vor Krankheiten und einem friedlichen Leben.
Touristen nehmen sie gerne als Souvenirs mit, da sie ein universelles Symbol für Moral und Weisheit darstellen.
Sie sind ein Zeugnis dafür, wie ein altes religiöses Motiv Teil der Popkultur geworden ist und dennoch seine ursprüngliche Bedeutung bewahrt.
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In unserer Galerie zeigen wir verschiedene Beispiele von Ema. Das Zentrum und der Ursprung dieser Tradition liegt in Japan – dort werden sie seit Jahrhunderten in Shintō- und buddhistischen Tempeln verwendet. Manchmal findet man Ema auch außerhalb Japans, zum Beispiel als Souvenirs, in Museen oder in Privatsammlungen. Jeder neue Beitrag macht die Sammlung vollständiger und zeigt den Reichtum dieser außergewöhnlichen Opfertradition.
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Ema mit den Drei Affen — 四天王寺 庚申堂 (Shitennō-ji Kōshin-dō), Osaka
Herkunft und Kontext
Diese Tafel stammt aus dem Kōshin-dō im Shitennō-ji-Tempel in Osaka. Der Ort ist Kōshin-son geweiht und gilt als eines der wichtigsten Zentren des Kōshin-Glaubens in Japan. Auf dem Gelände befindet sich auch die Sansarudō („Halle der Drei Affen“), wo die Affen eine apotropäische Funktion erfüllen – Schutz vor Krankheiten und Unglück (saru = Affe / „weggehen“).
Ikonographie
Auf der Tafel sind die drei Affen dargestellt – mizaru, kikazaru, iwazaru – in roten Konturen, über denen ein gelbes Dharma-Rad (Dharmachakra) schwebt. Links finden sich Inschriften mit dem Tempelnamen „四天王寺“ (Shitennō-ji) und „庚申尊“ (Kōshin-son).
Bedeutung
Diese Art von Ema (Kōshin-Ema) drückt den Wunsch aus, dass Krankheiten und Unglück „verschwinden“ und das Leben friedlich bleibt. Die Drei Affen symbolisieren moralische Reinheit und Schutz vor Unheil.
Ema mit den Drei Affen — Sarutahiko-jinja, Kyōto (山ノ内庚申 / Yamanouchi Kōshin)
Herkunft und Kontext
Diese Tafel stammt aus dem kleinen Schrein Sarutahiko-jinja im Stadtteil Yamanouchi in Kyōto, der mit dem Kōshin-Glauben und der Gottheit Sarutahiko Ōkami verbunden ist. Das Motiv der Drei Affen hat hier besondere Bedeutung in lokalen Schutz- und Neujahrsritualen.
Ikonographie
Auf der Tafel sind die drei klassischen Affen dargestellt:
🙈 見ざる (mizaru – „nichts Böses sehen“), 🙉 聞かざる (kikazaru – „nichts Böses hören“), 🙊 言わざる (iwazaru – „nichts Böses sagen“).
Der zentrale Affe hält ein Gohei (御幣) – einen rituellen Stab mit Papierstreifen (shide), der bei Reinigungs- und Weihezeremonien verwendet wird.
Inschriften
京都山之内 (Kyōto Yamanouchi) – „Yamanouchi, Kyōto“ (Standort).
庚申 (Kōshin) – Hinweis auf den Kōshin-Glauben.
Rotes Siegel (朱印): 神猿神社 (Sarutahiko-jinja).
Bedeutung
Dieses Ema verbindet das Motiv der Drei Affen mit einem priesterlichen Element. Der Affe mit dem Gohei symbolisiert Schutzrituale, die Gesundheit und Wohlstand für Menschen und Haustiere, insbesondere Pferde, bringen sollen.
Ema mit dem Motiv der Drei Affen (mizaru, kikazaru, iwazaru).
Auf der Tafel sind zwei Inschriften/Siegel zu sehen:
Rechte obere Ecke: 庚申 (Kōshin) – Hinweis auf den Kōshin-Glauben, der eng mit dem Motiv der Drei Affen verbunden ist. Diese Inschrift zeigt, dass es sich um ein typisches Kōshin-Ema handelt, das für Schutz vor Unglück und Krankheiten verwendet wird.
Linke untere Ecke (rotes Siegel 朱印): 神猿神社 (Sarutahiko-jinja / „Schrein des göttlichen Affen“) – ein typisches Schrein-Siegel, das die Authentizität bestätigt und der Tafel eine lokale Identität verleiht.
Interpretation: Die Inschrift 庚申 betont die religiöse Verbindung zur Kōshin-Tradition, während das Siegel 神猿神社 auf eine Verbindung zu einem Schrein hinweist, der Affen als göttliche Boten verehrt. Zusammen ergibt dies ein Ema mit Schutzfunktion, das um Gesundheit und Sicherheit bittet.
ℹ️ Hinweis: Die genaue Herkunft dieser Tafel ist unbekannt. Falls Sie ein ähnliches Ema besitzen oder Informationen zu seinem Ursprung haben, bitten wir um Kontakt — jeder Hinweis trägt dazu bei, unser Wissen über dieses Exemplar zu erweitern.
Ema mit den Drei Affen — 芝東照宮 (Shiba Tōshōgū), Tokio (Stadtteil Minato)
Diese Tafel stammt aus dem Shiba Tōshōgū-Schrein im Shiba-Park in Tokio, der Tokugawa Ieyasu gewidmet ist. Sie zeigt die klassischen Drei Affen — 見ざる (mizaru – „nichts Böses sehen“), 聞かざる (kikazaru – „nichts Böses hören“), 言わざる (iwazaru – „nichts Böses sagen“). Die stilisierten Darstellungen erinnern an die Affen von Nikkō, sind hier jedoch ruhiger und realistischer ausgeführt.
Auf den Tafeln finden sich je nach Variante zwei Versionen der Schreininschrift:
芝東照宮 (Shiba Tōshōgū) – der Name des Schreins in Tokio (Variante, die im Siegel auf Tafeln aus dem Shiba-Park vorkommt).
日光東照宮 (Nikkō Tōshōgū) – der Name des berühmten Schreins in Nikkō (Variante mit Bezug zum Hauptheiligtum von Tokugawa Ieyasu).
Zusätzlich befindet sich auf der rechten Seite die Inschrift 祈福 (kifuku) – „Gebet um Glück“.
Dieses Ema wird als Bitte um Schutz, Gesundheit und Glück dargebracht. Das Motiv der Drei Affen betont die Reinheit des Herzens und ein moralisches Leben im Einklang mit der Tradition.
Ema mit den Drei Affen — 日光東照宮 (Nikkō Tōshō-gū), Nikkō
Diese Ema-Tafel mit dem Motiv der Drei Affen stammt aus dem berühmten Tōshōgū-Schrein in Nikkō (日光東照宮). Auf der Vorderseite sind die drei klassischen Affen dargestellt — 🙈 mizaru („nichts Böses sehen“), 🙉 kikazaru („nichts Böses hören“), 🙊 iwazaru („nichts Böses sagen“). Das Motiv bezieht sich direkt auf das Schnitzwerk über dem Eingang zum Stall im Tōshōgū-Komplex, das als älteste und bekannteste Darstellung der Drei Affen in Japan gilt.
Auf der Tafel erscheinen zwei Inschriften:
日光東照宮 (Nikkō Tōshō-gū) – der Name des Schreins, Siegel in der linken unteren Ecke.
御神木 (goshinboku) – wörtlich „heiliger Baum“, Siegel in der rechten oberen Ecke, das auf die sakrale Bedeutung des für Ema verwendeten Holzes verweist.
Diese Art von Ema symbolisiert Schutz vor Unglück und erinnert an die Tugend moralischer Reinheit. Sie wurde in der Absicht aufgehängt, Gesundheit, Erfolg und Wohlstand zu erbitten, und verbindet die Shintō-Tradition mit der einzigartigen Ikonographie der Drei Affen aus Nikkō.
Ema mit den Drei Affen — 尾鷲神社 (Owase Jinja), Präfektur Mie
Diese besondere großformatige Ema (大絵馬) wurde Ende 2017 von Schülern einer örtlichen Oberschule geschaffen und dem Owase Jinja-Schrein in der Präfektur Mie gewidmet.
Die Tafel misst 91 × 135 cm, besteht aus Sperrholz und wurde mit Wasserfarben bemalt. Das zentrale Motiv zeigt die Drei Weisen Affen — 見ざる (mizaru, nichts Böses sehen), 言わざる (iwazaru, nichts Böses sagen), 聞かざる (kikazaru, nichts Böses hören) — in roten Westen, was ihnen einen festlichen und heiteren Charakter verleiht.
Über ihnen befinden sich die Glückssymbole 松竹梅 (Kiefer, Bambus, Pflaume), an den Seiten die Inschriften: 尾鷲神社 (Owase Jinja) und 開運招福 („Glück und Wohlstand herbeirufen“). Unten wurden das Jahr und der Name der Schule als Signatur der Stifter hinzugefügt.
Diese Ema dient als Neujahrsgabe und verbindet ein traditionelles Schutzmotiv mit dem Wunsch nach Wohlstand und Glück für die lokale Gemeinschaft.









