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Schnitzerei der Drei Weisen Affen in Hase-dera (Kamakura), Japan

Three Monkeys — San-en 三猿, Sanzaru 三猿, or Sanbiki no Saru 三匹の猿.
Wood Carving, ca. 1646 AD. Hase-dera Temple (Kamakura, Japan).
Representation of the proverb “See no evil, hear no evil, speak no evil.”
Figures: Speak No Evil (Iwazaru 言わざる), Hear No Evil (Kikazaru 聞かざる), See No Evil (Mizaru 見ざる).

Das Motiv und seine Bedeutung

Das Motiv der Drei Weisen Affen — Iwazaru (言わざる, „nichts Böses sprechen“), Kikazaru (聞かざる, „nichts Böses hören“) und Mizaru (見ざる, „nichts Böses sehen“) — gehört zu den bekanntesten Symbolen in der japanischen Kunst und Spiritualität. Es steht für die ethische Botschaft, das Böse zu meiden und moralische Reinheit zu bewahren. In Form von Schnitzereien und Malereien erscheint es in vielen Tempeln; ein bedeutendes Beispiel findet sich in Hase-dera in Kamakura.

Lage — Hase-dera, Kamakura (Präfektur Kanagawa), Japan

Das Tafelschnitzwerk, das als „Drei Weise Affen“ bekannt ist, befindet sich im Tempel Hase-dera (auch Hasedera geschrieben) in der Stadt Kamakura, Präfektur Kanagawa. Kamakura liegt an der Sagami-Bucht, südwestlich von Tokio.

Zur geografischen Orientierung:

Kamakura — Hase-dera: ca. 50 km Luftlinie von Tokio entfernt.

Nikkō (Tōshō-gū): ca. 140 km nördlich von Tokio.

Entfernung zwischen Hase-dera (Kamakura) und Nikkō Tōshō-gū: ca. 170–180 km Luftlinie.

Offizielle Tempel-Website (auch auf Englisch): https://www.hasedera.jp/en/

Karte Japans mit den markierten Orten der berühmtesten Schnitzereien der Drei Weisen Affen — Nikkō (Tōshō-gū, 1630) und Kamakura (Hase-dera, 1646).

Form und Datierung der Schnitzerei

Das Paneel mit den Drei Affen im Hase-dera ist ein Holzrelief, das in die Türen oder Eingangspaneele eines der Tempelgebäude eingearbeitet ist. Es wird auf die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert — am häufigsten wird das Jahr 1646 genannt, was der frühen Edo-Zeit (江戸時代) entspricht.

Fachliteratur bestätigt seine Existenz, zum Beispiel bei Ikuo Hirayama in Sacred Wood Carvings of Japan, wo der Autor von einem „feinen Schnitzwerk der drei weisen Affen“ an den Holztüren des Hase-dera berichtet, datiert auf die Mitte des 17. Jahrhunderts.

Autorschaft und Werkstatt

Der Schöpfer des Paneels ist nicht eindeutig bekannt — das Fehlen einer Signatur oder klaren Zuschreibung ist bei vielen sakralen Werken der Edo-Zeit üblich. Tempelschnitzereien entstanden oft in Handwerkswerkstätten im Auftrag der Tempel; die Ausführenden wirkten als anonyme Meisterhandwerker, und das Werk galt in erster Linie als Opfergabe und Teil des sakralen kulturellen Raumes. Das Fehlen eines namentlich bekannten Autors mindert daher nicht den künstlerischen Wert des Paneels, sondern weist vielmehr auf die Produktionspraxis jener Epoche hin.

Funktion des Paneels in der Tempelstruktur

Das Affenpaneel erfüllt gleichzeitig:

eine symbolische Funktion — Bezug auf die moralische Botschaft;

eine schutzbringende Funktion — apotropäische Darstellungen an Eingängen, um Unglück und Krankheiten abzuwehren;

eine pädagogische Funktion — Erinnerung für Besucher an Tugend, Zurückhaltung und moralische Disziplin.

Im Kontext des Hase-dera fügt sich das Paneel, das in die Türen oder darüber eingearbeitet ist, in das ikonographische Programm des Tempels ein, in dem Holzschnitte, Schnitzereien und Pflanzenmotive gemeinsam eine harmonische Erzählung von Schutz, Langlebigkeit und spiritueller Reinheit bilden.

Historisch-politischer Kontext: Frühe Edo-Zeit und die Herrschaft der Tokugawa

Entstehungszeit — Politisch-kultureller Kontext

Beide wichtigen Umsetzungen des Motivs der Drei Affen (Nikkō und Hase-dera) entstanden in der frühen Edo-Zeit — einer Epoche, die politisch vom Tokugawa-Clan geprägt war. Diese Zeit (1603–1868) war eine Phase relativer Stabilität nach Jahrhunderten von Bürgerkriegen; die Macht wurde unter den Tokugawa zentralisiert, und die neue politische Ordnung spiegelte sich auch in der materiellen Kultur und in künstlerischen Aufträgen wider.

Tokugawa-Shogunat — wer herrschte zur Zeit der Entstehung der Tafeln

Tokugawa Ieyasu (1543–1616) — Gründer des Clans und erster Shogun der Tokugawa-Dynastie; er etablierte das Shogunat 1603 offiziell (regierte kurzzeitig von 1603–1605 als Shogun, sein Einfluss und seine Autorität hielten jedoch bis zu seinem Tod 1616 an).

Zur Datierung der Tafeln (ca. 1630 für Nikkō, ca. 1646 für Hase-dera) herrschte Tokugawa Iemitsu, der dritte Tokugawa-Shogun (1623–1651). Unter seiner Regierung bildete sich die politische und ideologische Stabilität heraus, die die Entwicklung monumentaler sakraler Kunst und Holzschnitzerei förderte.

Politischer Einfluss auf sakrale Werke
Die Herrschaft der Tokugawa führte zu einer Intensivierung sakraler Aufträge und zur Entwicklung religiöser Zentren, von denen besonders Nikkō Tōshō-gū hervorsticht — das Mausoleum der Tokugawa-Familie und ein Ort der symbolischen Machtdemonstration des Clans. Dies erklärt teilweise, warum ikonographische Umsetzungen, die mit den Tokugawa verbunden sind (wie das Drei-Affen-Relief in Nikkō), bekannter und wissenschaftlich besser erforscht sind als ihre Gegenstücke in anderen Tempeln, obwohl sie zeitlich nah beieinander liegen (Nikkō ca. 1630, Hase-dera ca. 1646 — beide in den ersten Jahrzehnten von Iemitsus Herrschaft).

Three Monkeys — San-en 三猿, Sanzaru 三猿, or Sanbiki no Saru 三匹の猿.
Wood Carving, ca. 1630 AD. Nikkō Tōshō-gū Shrine (Nikkō, Japan).
Representation of the proverb “See no evil, hear no evil, speak no evil.”
Figures: Hear No Evil (Kikazaru 聞かざる), Speak No Evil (Iwazaru 言わざる), See No Evil (Mizaru 見ざる).

Vergleich: Nikkō vs. Hase-dera — Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Gemeinsamkeiten

Chronologie: beide Schnitzereien stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Nikkō ~1630; Hase-dera ~1646).

Thema: identische ikonographische Botschaft („nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“).

Politischer Kontext: beide Werke entstanden in der frühen Edo-Zeit unter der Herrschaft des Tokugawa-Clans (konkret unter Tokugawa Iemitsu).

Religiöse Rolle: beide Tempel erfüllten wichtige lokale und regionale Funktionen im religiösen und kulturellen Leben.

Unterschiede

Maßstab und Prestige: Nikkō Tōshō-gū ist ein weitläufiger Mausoleumskomplex der Tokugawa von nationaler Bedeutung, reich verziert und zentral finanziert — was seinen Ruhm verstärkte. Hase-dera hingegen ist ein buddhistischer Tempel mit langer Geschichte und regionaler Bedeutung, geprägt von einer anderen Art von Kult und Finanzierung.

Wissenschaftliche und mediale Rezeption: die Werke in Nikkō erfuhren größere akademische und mediale Aufmerksamkeit (zahlreiche Studien, Monographien, Restaurierungsprojekte), während das Hase-dera-Relief trotz seines Alters und künstlerischen Wertes in der zugänglichen Literatur weniger behandelt wird.

Institutionelle Funktion: Nikkō ist stark mit der Propaganda des Tokugawa-Clans (Mausoleum) verbunden, während Hase-dera klassischere buddhistische Funktionen im lokalen religiösen Kontext erfüllt.

Forschungsstand, Quellen und fotografische Dokumentation

Informationen über das Hase-dera-Relief finden sich in gemischten Quellen: von Reiseführern (z. B. Japan-Guide), über Reiseberichte von Touristen (TripAdvisor, Reiseblogs), bis hin zu Fachliteratur über Holzschnitzerei (u. a. Erwähnungen in Werken wie Sacred Wood Carvings of Japan von Ikuo Hirayama). In Fotoarchiven (z. B. Wikimedia Commons, verschiedene Fotosammlungen) lassen sich Abbildungen des Reliefs finden, jedoch sind umfassende konservatorische Berichte oder monographische Analysen selten oder schwerer zugänglich.

Die offizielle Website von Hase-dera bietet allgemeine Informationen über den Tempel und seine Schätze, veröffentlicht jedoch nicht immer vollständige Beschreibungen aller künstlerischen Details — daher stammen manche Bestätigungen aus Fachliteratur und musealen Publikationen.

„On the wooden doors of Hase Dera in Kamakura, there is a fine carving of the three wise monkeys, dating back to the mid-17th century (1646).” — Ikuo Hirayama, Sacred Wood Carvings of Japan (Kyoto National Museum).

Warum ist Hase-dera weniger erforscht als Nikkō? — Hypothesen und Forschungsfragen

Obwohl das Hase-dera-Relief, datiert auf die Mitte des 17. Jahrhunderts (um 1646), eine klare ikonografische Bedeutung hat, verblasst es in der populären und wissenschaftlichen Literatur gegenüber der „kultigen“ Darstellung aus Nikkō. Im Folgenden ein Katalog von Hypothesen und Fragen, die überprüft werden sollten:

Politisches und institutionelles Prestige

Zog Nikkō als Mausoleum des Tokugawa-Clans größere Mittel, Patronage und konservatorische Initiativen an, wodurch mehr Forschung und Publikationen entstanden?

Hatte die starke Verbindung zu mächtigen Auftraggebern Einfluss auf die bessere Dokumentation und internationale Förderung von Nikkō?

Verfügbarkeit von Quellen und Archiven

Begrenzt das Fehlen allgemein zugänglicher Konservierungskataloge oder digitaler Kopien zu Hase-dera die Forschungsmöglichkeiten?

Existiert die Dokumentation vielleicht nur in lokalen Tempelarchiven oder in japanischsprachigen Publikationen — ist das eine ausreichende Erklärung?

Forschungskanon und Präferenzen der Wissenschaftler

Privilegiert die Historiografie der sakralen Kunstforschung Zentren von größerer politischer und zeremonieller Bedeutung, was zu einer ungleichen Verteilung der Studien führt?

Wählen jüngere Forscher und Doktoranden häufiger „etablierte“ und gut finanzierte Themen und lassen Hase-dera im Schatten?

Touristische und mediale Förderung

Erhielt Nikkō eine stärkere Bewerbung als nationales Kulturerbe (Tourismus, Reiseführer, Medien), während Hase-dera — obwohl beliebt — keine vergleichbare internationale Aufmerksamkeit erlangte?

Beeinflusst die größere Sichtbarkeit direkt die Anzahl der Studien und fotografischen Reproduktionen?

Erhaltungszustand und Finanzierung

Hat der schlechtere Erhaltungszustand des Reliefs oder das Fehlen konservatorischer Untersuchungen detaillierte Publikationen eingeschränkt?

Wirken sich die begrenzten finanziellen Mittel lokaler Tempel auf die Verfügbarkeit fachlicher Dokumentation aus?

Weitere mögliche Ursachen

Gibt es kulturelle, religiöse oder lokale Archivpraktiken, die die Verbreitung von Informationen über Hase-dera erschweren?

Liegt es vielleicht schlicht am Fehlen vergleichender kritischer Studien — und bietet so ein Feld für neue Forschungen?

Offene Fragen

Warum ist das Relief von Hase-dera, trotz seines Alters und seiner ikonografischen Bedeutung, so wenig erforscht im Vergleich zum Drei-Affen-Panel in Nikkō? Liegt dies an einem ungleichen wissenschaftlichen Interesse (verbunden mit dem Prestige der Orte und politischer Patronage), an Lücken bei der Digitalisierung der Quellen oder vielleicht am Erhaltungszustand und an begrenzter Finanzierung konservatorischer Untersuchungen? Oder gibt es ganz andere Gründe, von denen wir bisher nichts wissen? Wenn Sie hierzu Wissen haben — teilen Sie es bitte mit uns. Vielen Dank im Voraus.

Vergleichende Kuriositäten

Betrachtet man die beiden berühmtesten japanischen Darstellungen der Drei Weisen Affen — im Nikkō Tōshō-gū (1630) und im Tempel Hase-dera in Kamakura (ca. 1646) — lassen sich einige interessante Unterschiede feststellen.

Reihenfolge der Affen
Auf dem Panel in Nikkō lautet die Reihenfolge von links nach rechts: Kikazaru (nichts hören) → Iwazaru (nichts sagen) → Mizaru (nichts sehen).
Im Hase-dera hingegen: Iwazaru (nichts sagen) → Kikazaru (nichts hören) → Mizaru (nichts sehen).

Die Geste „Nichts sagen“ (Iwazaru)
In Nikkō bedeckt der Affe den Mund mit beiden Händen — eindeutig und unmissverständlich.
In Hase-dera hingegen macht Iwazaru die Geste anders: Nur die linke Hand bedeckt den Mund, während die rechte auf dem Knie ruht. Ein subtiler, aber bedeutungsvoller Unterschied.

Warum so?
Obwohl die Werke nur 16 Jahre auseinanderliegen, unterscheiden sich die Darstellungen in einem so wesentlichen Detail. Dies könnte auf eine unterschiedliche Interpretation des Symbols durch die Künstler oder auf lokale Traditionen zurückzuführen sein. Vielleicht erklärt dies auch, warum die Darstellung in Hase-dera lange weniger bekannt war — ihre Botschaft ist weniger wörtlich, offener für Interpretationen.

👉 Und was meinst Du? Warum hat der Künstler in Hase-dera Iwazaru auf so ungewöhnliche Weise dargestellt?

KONTAKT

Darüber wissen wir nicht mit Sicherheit Bescheid. Wenn Sie Daten, Publikationen, Archivhinweise oder eigene Beobachtungen zum Panel in Hase-dera (oder zu Vergleichen mit Nikkō) haben, bitten wir Sie um Kontaktaufnahme — jeder Hinweis hilft uns, unser Wissen zu erweitern und eine fundierte Darstellung vorzubereiten.

Wenn Sie weiteres interessantes Material zum Motiv der Drei Affen besitzen (Fotos, Skizzen, Artikel, Tempelkataloge oder wenn Sie andere Tempel oder Schreine kennen, in denen dieses Motiv vorkommt), würden wir uns ebenfalls sehr freuen.

📧 Schreiben Sie uns: welcome[@]threemonkeys.center
📝 Kontaktformular: threemonkeys.center/kontakt

Vielen Dank für jeden Hinweis — gemeinsam schaffen wir ein verlässliches Archiv der Drei Affen.

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